Von Betroffenheit und Umgang mit Demenz
Wenn ich mein Gegenüber nicht mehr verstehe.
Dr. med. Irene Bopp-Kistler, ehemalige leitende Ärztin Memory Clinic Stadtspital Waid, heute Demenzspezialistin in mediX Gruppenpraxis, wird am 11. Oktober 2022 im Saal des katholischen Pfarreizentrums St. Katharina von Siena einen Vortrag über das Thema Demenz halten.
Demenzerkrankungen lösen grosse Ängste aus. Termine vergessen; verlernen, wie kochen geht; nicht mehr an Gesprächen teilnehmen können: Das gehört unter Vielem dazu. Betroffene werden sich selber, ihren Angehörigen und Freunden fremd. Dadurch entsteht eine Isolation, die zusätzlich zur Krankheit schmerzt. Alte Worte aus dem Hebräerbrief laden uns ein, diese Isolation liebevoll und gastfreundlich zu durchbrechen. «Die Liebe zu denen, die euch vertraut sind, bleibe! Die Liebe zu denen, die euch fremd sind, aber vergesst nicht - so haben manche, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.» Hebräerbrief 13, 1-2
Als Gemeinde können wir ein liebevolles Umfeld schaffen, in dem sich Menschen, die sich selber und uns fremd werden, willkommen fühlen. Wir können Angehörige unterstützen in der herausfordernden Begleitung von Demenzbetroffenen. «Miteinander ganz im Augenblick da zu sein, bedeutet, dass wir unseren Seelen erlauben, sich gegenseitig zu berühren. … Sich ganz im Augenblick zu begegnen, schafft Raum, in dem die menschliche Seele Gott begegnet.» (John Swinton: Dementia, S. 254). Der schottische Theologieprofessor und Pflegefachmann John Swinton hat erlebt, wie heilsam es ist, mit demenzerkankten Menschen einfach im Moment da zu sein. Gemeinsam etwas zu entdecken, was wir vorher nicht wahrgenommen hätten, tut gut. Daraus können Betroffene und Angehörige Kraft schöpfen für den schweren Weg des Loslassens. Und dazu können wir alle beitragen. Es ist dann, als ob ein Engel zu Gast ist und es wird spürbar: Gott geht mit auf diesem Weg.
Dr. med. Irene Bopp-Kistler begleitet viele Demenzbetroffene und ihre Angehörigen. In ihrem Vortrag bringt sie uns Fachwissen auf lebendige und verständliche Art nahe, und geht der Frage nach, wie wir als Gesellschaft mit Demenz umgehen können. Am Sonntag 16. Oktober findet ein Gottesdienst statt zum Thema «Demenz – Unser Erkennen ist Stückwerk». Bekannte Lieder, Bilder und kurze Impulse machen den Gottesdienst auch für Demenzerkrankte geeignet.
Pfarrerin Barbara Brunner Roth